Artfahren

lüpertz_beethoven_1Artfahren – ein spin-off der Unendlichen RundfahrtDurch das urbane Lebensumfeld,  aber nicht nur dort, wollen wir uns auf dem Rad mit offenen Augen und offenem Geist treiben lassen. Punkte gibt es für – Kunst. Genauer gesagt für Skulpturen. Aufgestellt im öffentlichen Raum, als Public Art für Jedermann in den städtischen Parks, auf Straßen und Plätzen.  Mitmachen ist simpel: Ihr entdeckt ein Kunstwerk, stellt euer Rad davor und macht ein Foto. Und dann ist es an euch herauszufinden, welcher Künstler das gemacht hat, was ihr da gerade entdeckt habt. Ein paar Zeilen für einen Kommentar, Foto an mich. Fertig.

Außerdem im Reglement: Während die Unendliche Rundfahrt das 19. Jahrhundert durchfährt, beginnen wir hier mit der klassischen Moderne. Was auch immer euch begegnet, es muss aus dem 20. Jahrhundert -oder später– stammen. Schluss mit der Gründerzeit und der Belle Epoque, es geht los mit der Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts und allem, was danach kam. Jedoch: Keine Politiker- und Kriegerdenkmäler, keine Friedhöfe, keine Brunnen! Keine Wandmalerei. 

Skulpturen. Dreidimensional. Haptisch erfahrbar.

Ich fasse die Kriterien zusammen:

1) Skulptur 2) öffentlicher Raum 3) ab 20. Jahrhundert 4) Name des Künstlers 5) Rad davor

+++Das Artfahren ist beendet!+++

***
lüpertz_beethoven_2

Markus Lüpertz, Beethoven

Markus Lüpertz, „Beethoven“. Bronze vor dem Bildermuseum Leipzig. Lüpertz: Soldat, Fremdenlegionär, Bergarbeiter. Von der Kunsthochschule verwiesen, später Rektor eben jener Kunsthochschule. Rennradfahrer, Boxer, Erfinder seiner selbst als schöner Mann und Genie.

***

Artfahren – das Gesamtklassement:

1) randonneurdidier: 153
2) Markus: 101
3) kreuzbube: 100 1/2

4) prieditis: 39 1/2
5) carodame: 32
6) crispinus: 3
7) Anneke: 1 1/2
8) traumradeln: 1

348 Antworten zu Artfahren

  1. kreuzbube schreibt:

    „Drie kinderen“ von Jac Maris. Undatiert. Steht in der Zalmstraat in Millingen aan de Rijn. Das wiederum befindet sich (wenn man einen großen Bogen dem Flusslauf folgend fährt statt Luftlinie) zwischen Nijmegen und Arnhem, wo am vergangenen Woche der Giro d’Italia startete.

  2. randonneurdidier schreibt:

    An den aus Holland heimgekehrten Kreuzbuben:
    Was Endurace und Colnago kürzlich in Oranienburg und Wolfsburg entdeckt haben, kannst Du hier anschauen: https://randonneurdidier.wordpress.com/artfahren/
    Und die Brücke zu den holländischen Nachbarn konnte ich trefflich mit dem Kunstprojekt in Oranienburg schlagen, bei dem ich auch noch mit einer holländischen Künstlerin ins Gespräch kam.

    • kreuzbube schreibt:

      Das macht dann also sechs weitere Punkte. (Kann dem mal einer einen Stock in die Speichen halten?) Ist es nicht verblüffend, wie viel einem unterwegs so begegnet? Meine Favoriten sind der Auswanderer und das Mikado.
      Wir haben in den Niederlande viele Punkte liegen lassen. Dort stand dauernd was am Wegesrand, aber ich dachte, dazu finden wir die Künstler nie heraus. Wie sich nun zeigt, ist das jedoch gar nicht so schwer…

  3. kreuzbube schreibt:

    Sehr schön:
    „Birth of a Niemand“ von Viktor Freso 2014. Steht in Amsterdam, rechts vom Rijksmuseum vor einer Galerie.

    Das Rad muss natürlich auch ins Bild, sonst zählt es ja nicht beim Artfahren.

    Leider konnte ich noch nicht herausfinden, wer diesen schönen Hasen geschaffen hat, der links neben dem Niemand steht. Auch wenn’s keinen Punkt gibt, möchte ich ihn dennoch zeigen. Dank der aufmerksamen Leserin A. aus NL kann ich nun Werk und Künstler mitteilen: „Rennende Haas“ aus Polyester von Evert Den Hartog. 150 cm hoog en 170 cm breed! (Ich würde sofort eins der Räder dafür eintauschen.)

    Weil ich mit dem Fotografieren nur die halbe Arbeit geleistet habe, will ich auch nur einen halben Punkt und gebe den anderen halben Punkt an Anneke ab.

  4. kreuzbube schreibt:

    „Reizigers“ von Piet Killaars, Standort ist die Treppe zum Bahnhofsgebäude in Venlo. Die Reisenden (das „z“ spricht sich wie ein deutsches „s“) sind schon seit Jahrzehnten, seit 1965, auf Reisen. Das hat Spuren bei ihnen hinterlassen und an der Substanz gezehrt. (click to enlarge)

    In niederländischen Bahnhöfen der Nachkriegszeit spielt Kunst eine große Rolle. Sie sollten frischer und moderner werden und die künstlerische und architektonische Gestaltung waren untrennbar ineinander verwoben. Aber Wand – und Deckengestaltung, Malereien, Gläser usw. sind ja hie roch unser Thema.

  5. randonneurdidier schreibt:

    Genau! Und ob der Kricke nun vom Betrachter als Frickler empfunden wird oder als genialer Gestalter, Beides darf sein. Aber Kricke bleibt Kricke, und wird auch dann nicht zum Fricke. So, das musste mal raus, weil ich eben den Kricke sehr schätze.

  6. prieditis schreibt:


    „Große Mannesmann“, Norbert Kricke, Ende der 1950er Jahre, Edelstahl
    Mannesmannufer, vor dem Mannesmann-Hochhaus, in Mannesmanndorf Düsseldorf
    Der Name! Mehr braucht es nicht.
    Den nebenan stehenden Bruder Johannes Rau hab ich wegen der Politikerklausel links liegen lassen.


    „Im Kontext“, Peter Schwickerath, 2014, Rost
    geht es den Rhein hinab nach Kaiserswerth. Die Skulptur befindet sich auf dem Gelände der Kaiserpfalz (das waren früher Kaisers Hostel, quasi, mit Schreibtisch, die Pfälzer)

    Auf der anderen Rheinseite, bei Gellep-Stratum stehen zwei Spekulatius-Kekse

    „Legionär und Frankenfrau“, von Annedore Schiffer zu Juliusburg, 2013, Rost
    Es geht, kurz gesagt, und warum sollte man auch hinter vorgehaltener Hand, nicht wahr, um Sex.
    Auf dem Land! Wohlgemerkt. Darum steht die Skulptur auch VOR dem Ortsteil, an einer Landstraßenkreuzung. Aber nachts mit Beleuchtung!

    Zurück in Düsseldorf hab ich noch ein Stück Rost entdeckt.

    „Zwei mal vier“, Hagen Hilderhof, 2009, Rost (Corten-Stahl)
    Im Schatten der ERGO-Versicherung… ich hatte dazu mal was geschrieben
    https://prieditis.blogger.de/stories/1848515/

    • kreuzbube schreibt:

      Mannomann, der Mannesmann… dieser Norbert Fricke, der hat bestimmt normalerweise im Schichtbetrieb Stahlseile gezogen in der Werkhalle. Hausinterne Lösung, wahrscheinlich billiger gewesen.

      • prieditis schreibt:

        Hahaha… in seiner Freizeit…
        Er war dann, welche Überraschung, Professor an der hiesigen Kunstakademie und sogar deren Leiter. Hier hat alles seine Ordnung.

      • randonneurdidier schreibt:

        Kunstbanause! Norbert Kricke!, bitte nicht Fricke! ist einer der großen Bildhauer der Moderne.

      • kreuzbube schreibt:

        Fricke von „frickeln“: In der heimischen Garagen- oder Kellerwerkstatt mit eher fragwürdigem Werkzeug etwas mehr schlecht als recht zusammenbasteln.
        Der Passant/Reisende/zufällige Betrachter steht zunächst einmal vor dem Werk und nicht vor dem Künstler. Und welcher Künstler hinter dem Werk steht, ändert (solange er nicht namentlich in den Vordergrund tritt) nichts an der Bewertung des Betrachters (oder gar der Beantwortung von dessen Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“) Soll heißen: Selbstverständlich soll und darf das da stehen. Und selbstverständlich darf sich das Urteil des Betrachters zwischen Bewunderung und Geringschätzung bewegen. Denn das macht ja gerade den Wert von Kunst aus: Dass sie beim Betrachter eine Reaktion hervorruft.

  7. carodame schreibt:


    Nietzsche – schon wieder. Diesmal auf einer Rasenfläche in seinem Geburtsort Röcken, nahe Leipzig. Gleich dreifach. Die Figurengruppe von Klaus F. Messerschmidt stellt Nietzsche dreimal an seinem Grab dar. Eingeweiht im 100. Todesjahr 2000.
    Auf einer Tafel steht „lebensgroß“. Der Philologe war recht klein.

  8. kreuzbube schreibt:

    Die Führung beim Artfahren ist in weiter Ferne, aber wenigstens eine Zwischenwertung muss ich mal für mich entscheiden.

    Das Pärchen ohne Namen von Jürgen Raiber aus dem Jahr 2004 steht am Cospudener See in Markkleeberg, oberhalb von Pier 1. Holz ist nicht so mein Fall, aber die Figuren sind ein Beispiel dafür, was Kunst im öffentlichen Raum durchaus nicht selten widerfährt. Die Holzskulptur ist nämlich schon die dritte. Die Erste wurde gestohlen (!), die Zweite beschädigt.

    Viele Meilen westwärts sind wir auf dem Radweg in Weißenfels genau am „Pegasus“ von Peter Fiedler aus dem Jahr 2000 vorbeigefahren. Meine Witterung für Skulptur am Wegesrand wird immer besser.

    (Gut, ich räume ein: dass das ein Pegasus sein soll, das kann man ad hoc nicht vermuten…)

    Eine dritte Skulptur, von der ich wusste, musste ich liegen lassen. Da war auf dem Rückweg meinen Mitfahrern nicht mehr zuzumuten. Ein anderes Mal.

  9. randonneurdidier schreibt:

    Damit ihr mir nicht gnadenlos davonzieht, hier kommt der Zwischenspurt vom randonneurdidier.
    https://randonneurdidier.wordpress.com/artfahren/
    In Berlin den Ku-Damm abzufahren, ist schon fast ein unfairer Art-Fahr-Act. So leicht ist das. Du wirst von Plastiken und Skulpturen aller „Art“ geradezu umgerannt. Kompletter Artikel „Mit dem Taurine auf Art-Tour“

    • kreuzbube schreibt:

      Berlin ist unter normalen Bedingungen nicht zu schlagen, das ist mir ohnehin klar. Insbesondere nicht, wenn man Konkurrenz im eigenen Stall hat und keine weiteren Berliner Teilnehmer am Start sind. Ich nehme das olympisch, „Dabeisein ist alles“, und erfreue mich an den schönen Dingen, die ihr findet. Gleichwohl werde ich mich nach Kräften bemühen, die Lücke nicht zu groß werden zu lassen, um den Wettbewerbscharakter zu erhalten.

      (An einem Teil davon bin ich mit dem Rad schon vorbei gefahren, aber da gab es noch kein Artfahren)

    • kreuzbube schreibt:

      Die Motorradfahrer sind unglaublich dynamisch gestaltet. Harings Boxer gefallen mir ausnehmend gut. Der Adenauer schlendert ebenerdig inmitten der Menschen sehr entspannt durch Stadtbild; sehr gelungen. Zuordnungsprobleme gab es wohl bisher nicht? Alle Künstler vermerkt oder im Nu abrufbar? Ein befreundeter Kunstsammler meinte gestern zu mir , dass hier ohne weiteres 50 Skulpturen herumstehen, deren Schöpfer angeblich unbekannt ist. An die zehn Stück haben wir schon in der Sammlung – ohne Punkte dafür bekommen zu können. Eine Anfrage an das hiesige Grassi-Museum für angewandte Kunst bringt hoffentlich ein wenig Aufschluss.

  10. kreuzbube schreibt:

    Erfolg auf der Feierabendrunde:

    Skulptur für die deutsch-sowjetische Freundschaft von Herbert Ihle aus dem Jahr 1978. Standort „Am Viktoriaschacht“ in Borna. Früher stand dort das Haus der Gewerkschaft. Seit es da jetzt mehr Netto gibt, braucht man die nicht mehr.

    (Das Internet ist nicht nur dumm, sondern sogar saudumm. Habe zwei weitere Skulpturen entdeckt, eine davon an recht prominenter Stelle, und nichts dazu gefunden. Habe nun das Kulturamt angeschrieben. So geht Artfahren, mit Strampeln alleine ist es nicht getan.)

  11. carodame schreibt:


    Pferd an der Giebichensteinbrücke in Halle/Saale. Am anderen Ufer befindet sich noch eine Kuh in ähnlicher Position. Sie dienen dem Hauptbogen der Brücke als Schutz vor Eis und Flut.
    Künstler: Gerhard Marcks. 1928. Sanierung nach dem Hochwasser 2011.

  12. carodame schreibt:

    Hinter der Oper in Leipzig, im berüchtigten Park „Am Schwanenteich“ – ein kleines, ungestörtes Paradies für den Umschlag bewusstseinsklärender Substanzen – steht diese Bronze von Wieland Förster „Der Geschlagene“ aus dem Jahr 2003 zum Gedenken an ermordete Sinti und Roma.

  13. carodame schreibt:

    „Zeitform – Glocke der Demokratie“, Robert Via Lewandowsky und Durs Grünbein, 2009. Die messingfarbene Bronze auf dem Augustusplatz in Leipzig und damit so, dass ich fast jeden Tag daran vorbeigefahren bin – seit Jahren…

    Als Stifter sind alle vertreten, die sich lokal selbstverständlich um die Demokratie verdient machen müssen: Die Stadtwerke, die IHK, die Handwerkskammer, die Braunkohleförderer, die…
    Bei der Einweihung sollte sie damals 20 Mal schlagen, funktionierte aber nicht. Nun hämmert es in ihr während jeder Stunde, aber recht willkürlich und mit einer willkürlichen Anzahl von Schlägen.

  14. carodame schreibt:

    An der Saale hellem Strande bzw. unweit davon sitzt „Der Neuerer“ von Heinz Beberniß (undatiert) vor dem Betriebstor der Draht- und Seilwerke Rothenburg.

    „Der Neuerer“ sitzt da und ersinnt Neues, wie das in der DDR die Neuererbewegung tun sollte. Arbeiter und Schüler und Jugendliche sollte Ideen haben und Dinge erfinden, die die sozialistische Produktion voranbringen. Das große Vorbild war der sowjetische Bergmann Alexei Stachanow. Der hatte im Jahre 1935 im Donbass-Revier mit einem von ihm selbst entwickelten neuartigen Presslufthammer in einer legendären Schicht die Norm um ein Vielfaches überboten. So klang das im offiziellen Sprachgebrauch:

    In der Neuererbewegung entfalten die Arbeiter und alle anderen Werktätigen bei der Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und insbesondere bei der sozialistischen Rationalisierung in hohem Maße Initiative und Schöpfertum. Sie vollbringen hervorragende Leistungen für die weitere Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der sozialistischen Produktion, der Erhöhung der Effektivität, des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und des Wachstums der Arbeitsproduktivität. Dabei nutzen die Neuerer die Erfahrungen der Sowjetunion und der anderen sozialistischen Länder. Die Mitarbeit in der Neuererbewegung ist für die Werktätigen eine Sache der Ehre und hoher sozialistischer Arbeitsmoral.

    • prieditis schreibt:

      Herrlisch! Der Neuerer! Mit nix inne Hand, geschweige denn Strümpfen anne Füß (Sicherheitsschuhe?), blickt er zufrieden auf sein Tagwerk. Der gefällt mir richtig gut =)

      • kreuzbube schreibt:

        Das ist Kunst, die bewegt. Der Betrachter kommt ins Grübeln, was dem Neuerer da gerade eingefallen ein könnte. Nach meiner Erfahrung in einer Vielzahl von Jobs: Er sitzt wahrscheinlich nur da und tut so, als denke er gerade angestrengt nach. So etwas bewahrt davor, vom Chef zur Verrichtung irgendeiner Arbeit herangezogen zu werden. Gut, er könnte auch einfach nur Betriebsrat sein, das kommt dann aufs Gleiche raus…

      • carodame schreibt:

        Ach, jetzt sehe ich es erst: Der recht Fuß zeigt eine korrekturbedürftige Deformität …
        Ja, und damals wurde aus Nix in der Hand, Gold gesponnen 😉

  15. kreuzbube schreibt:

    Fast Mai, und es schneit. Da kommt es mir sehr zupass, dass wir beim Artfahren nicht mehr nur mit den Rennrädern Punkte einfahren müssen. Schutzbleche sind zweifelsfrei die bessere Wahl, gerade wenn man ein wenig stadtfein unterwegs ist.

    „Der künstlerische Tanz“ von Ingeborg Hunzinger aus dem Jahr 1964 steht seitlich des Bayerischen Platzes, vis-a-vis vom Bayerischen Bahnhof.

    Ich hab‘ noch mehr! Allerdings noch keine Namen… 😦 (edit: … denn das Internet ist wirklich saudumm)

    • prieditis schreibt:

      Oh, ihr ist das Rad aus den Händen entglitten…
      Der Moment wurde durch die Plastikerin hervorragend festgehalten. Gefällt mir gut.
      Solche Plastiken muss man hier mit der Lupe suchen. Das war ja doch recht verpönt, in Westdeutschland.

  16. Anneke schreibt:

    „In die Luft gehen“, Bernd Hanewinkel, 2014. Standort: Waffensen, Am Bullenberg

    „… steht eine Figur frei nach „Hans Guck-in-die-Luft“ (Heinrich Hoffmann), die einen riesigen Schritt in die Leere macht. Für den Künstler steht die leicht wippende Figur für den Schritt ins Leere, den Griff nach den Sternen; die menschliche Hybris, den Drang zur Utopie und Welterforschung; die Himmelsleiter, den drohenden Abgrund.“

  17. kreuzbube schreibt:

    Achtung, Achtung, eine Durchsage:
    Die Rennleitung erwägt eine Regeländerung. Die Beschränkung auf Rennlenker soll ersatzlos gestrichen werden. Grund: Die bisherigen Einsendungen zeigen, dass über den urbanen Bereich hinaus viele Kunstwerke in Feld und Flur zu finden sind. Soeben erreicht mich zudem von einer weiteren Leserin eine sehr schöne Skulptur, die aber lagebedingt mit dem Mountainbike angefahren wurde. Ich befürchte, dass uns durch die Einschränkung „Rennrad“ zu viele sehenswerte Plastiken entgehen. Das ist meiner Neugier nicht zuträglich:

    Einspruch in 3-2-1… bis Sonntag, 24.04.2016, 23:59 Uhr und 59 Sekunden.

    edit: Damit ist die Regeländerung angenommen.

  18. prieditis schreibt:

    Auch auffem Dorf hab ich was Tolles gefunden!

    „Der bekloppte Neben-dem-Rad-her-Renner-von-Alpe-d´Huez“
    „Dä Pajas“, Michael Franke, 2009
    Der Pajas steht in Nierst, einer Teilgemeinde der Verbundgemeinde Meerbusch. Genau, das ist die Gemeinde, die der Hartz IV- Gemeinde Bad Homburg die Tränen in die Augen treibt.
    Also, der steht da also und ist eine Figur aus dem Karneval. Der Eröffnet nämlich den Rosenmontagszug und sammelt bei den Einwohnern gespendete Bratwürste (das wär ja genau mein Ding!)

    Weil aber nicht Karneval war und ich nicht der Pajas, hab ich mir noch was anderes angeguckt.

    „Hochwasserschlange“, Richard Langer, 1929
    Eine 25 Meter lange Stahlplastik am Rheinufer in Düsseldorf.
    Langer war unter anderem Professor (noch einer, der erst als Professor seine Werke… ach, egal).. ;o)
    Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob die Düse im Schlangenmaul (nicht, dass mir hier einer von Drachen, Nibelungen und so spricht) funzt.


    Zum Abschluss für heute noch die… ja, was eigentlich…
    „Raumstruktur“, Otto Hajek, 1973-77 (vielleicht hat er alles alleine machen müssen)

    • kreuzbube schreibt:

      Echt jetzt? Meerbusch vor Bad Homburg? Ich dachte, nur der Starnberger See liegt in der Kaufkraft vor dem Hochtaunuskreis. Ungeachtet dessen sind das wieder einmal sehr schöne Plastiken, die vom Prinzipienreiter präsentiert werden. „Bratwurstspendensammler“, darauf muss man erst einmal kommen!

    • carodame schreibt:

      „Hochwasserschlange“. Aus Stahl. Herrlich. Was es in DEM Dorf doch alles gibt…

      • prieditis schreibt:

        Natürlich aus Stahl! Dösseldorf war ja mal der Schreibtisch des Ruhrgebiets… Und ein Stahlwerk gab es auch mal. Und eine Glashütte. Und Tongruben, und, und, und.

  19. randonneurdidier schreibt:

    Ein wahrer Kunstgenuss, den ihr mir verschafft! Besonders die Ausbeute und Vielfalt der Prieditischen Ausflüge.
    Zeit, auch wieder aktiv zu punkten, bitteschön:
    https://randonneurdidier.wordpress.com/artfahren/

    • kreuzbube schreibt:

      Mir gefällt das auch zunehmend besser. Ich schaue richtig gerne die vielen Bilder an, die mit den steten Positionswechseln im Feld präsentiert werden.
      Im Stadtpark Bernau scheinen mehr Skulpturen zu stehen als Bäume. Ich zähle diesmal fünf Punkte. Richtig?

      • randonneurdidier schreibt:

        Einverstanden. Und bei der nächsten Runde werde ich mich mal in Berlin umschauen. Ein paar Skulpturen sollten da auch zu finden sein. Und am meisten macht es Spaß, das zu entdecken, was nicht alle Touris schon gesehen haben.

  20. carodame schreibt:

    Nach einer Regenfahrt von Naumburg nach Weimar dort erwischt:

    … Albert Schweitzer von Gerhard Geyer, 1968. Standort Kegelplatz. Weltweit erstes Schweitzer-Denkmal. Es entstand damals im Auftrag der CDU der DDR.

    Am Frauenplan in Weimar:

    Dieser „versunkene Riese“ ist aus Vulkangestein und wurde dort 1992 von Walter Sachs „vergraben“.

    Nach der Rückfahrt in meine Heimatstadt Naumburg habe ich noch Herrn Nitzsche mit einem Mädchen auf dem Holzmarkt erwischt.

    Dort fläzt er seit 2007. Der Bildhauer Apel hat auch den wunderbaren Handlauf im Naumburger Dom geschaffen. Nitzsche, der in Naumburg aufwuchs, empfand die Stadt kleingeistig und intellektuellenfeindlich. Dafür haben die Naumburger ihn mit dieser lässigen Skulptur geehrt.

    • kreuzbube schreibt:

      Von Gerhard Geyer hatten wir hier schon das Liebespaar im Agra Park in Markkleeberg. Der Schweitzer wurde zudem in Leipzig gegossen, in der Gießerei Noack – bei der mir gerade einfällt, was weitere Punkte einbringen könnte…

  21. kreuzbube schreibt:

    Belohnung für eine Regenfahrt:

    „Alphabet der vier Elemente“, Yomayra Fuentes-Rivera, 2014

    Geschaffen in Anlehnung an das entsprechende Alphabet des Paracelsus aus dem 16.Jahrhundert. Wenn man an den Fahrradfelgen dreht, kann man -sofern man eine Neigung zu Alchemie und Astrologie hat- Wörter schreiben. Das Kunstwerk steht an einem malerischen Ilmtal-Radweg bei Kromsdorf im Weimarer Land, an dem links und rechts die Fahrradnixen (unentdeckt) den Pedaleuren zuschauen. Fotos von der Herstellung des Werks.

    • _Y schreibt:

      Lieber Kreuzbube,
      ich bin die Schöpferin des Werkes “Alphabet der vier Elemente”. Ich habe mich sehr gefreut, als ich meine Arbeit auf Ihrer Webseite gesehen habe. Ihr Blog finde ich toll. Eine weitere gute Artfahrt wünsche ich Ihnen!
      _Y

      • kreuzbube schreibt:

        Vielen Dank für die Wünsche… obgleich ja ich ohnehin zu danken habe. Das ist ein schöner Flecken dort kurz vor Weimar und das „Alphabet der vier Sinne“ macht ihn noch schöner, noch reizvoller. Es hat mich sehr erfreut, es zu entdecken.

  22. prieditis schreibt:

    Ich wucher jetzt mal mit dem Pfund des Oberzentrums.
    Der derzeit siechende Metro-Konzern hat bei der Übernahme des Mitbewerbers Horten in den 1990er Jahren zusätzlich noch einen Karton mit Kunst erhalten. Den Plunder Inhalt des Kartons hat die Metro vor die Tür gestellt und ordentlich gekennzeichnet! Dafür gebührt ein Lob!


    1) „Stele“, Josef Mössmer, 1990


    2) „Großer Schatten“, Frank Dornseif, 1984
    Eisen und Stein
    Am derzeitigen Standort wird der Schatten der Eisenplastik den aus Steinplatten dargestellten Schatten nicht überlagern.


    3) „Turm“, Michael Kramer, 1990
    Stahl
    Hübsch verspielt.

    (Detail, mit Biene)

    (weiteres Detail)


    4) „THEO“, Martin Pfeifle, 2005
    Die Skulptur ist begehbar und bietet durch die Glaselemente recht interessante Eindrücke.


    5) „Mondsteine“, Oveis Saheb, 1988


    6) „Granit/Edelstahl“, Jun Suzuki, 1988
    DIe Japaner haben doch so ein Faible für Steine…


    7) „Position IV“, Michael Westendorff, 1984

    (weitere Ansicht)


    8) „Zwei Emmentalerinnen“, Karl Manfred Rennertz, 1983
    Endlich mal ein praktisches Werk. Kann man prima die Räder anlehnen.
    Und: Die ersten Holzmännchen, allerdings keine Jugendherberge ;o)


    9) „Bicycle Repair Man“ „Ägyptischer Baumeister“,
    Johannes Brus, 1985
    Konkrete Kunst, weil aus Beton.
    Kommt halt drauf an, was man daraus macht. Mein persönlicher Favorit.


    10) „Rolling Sun“, Sandro Antal, 1989


    (weitere Ansichten)
    Bämms! Großartig!

    Danach gings gleich weiter zum Ehrenhof, einem expressionistischen Architekturensemble der 1920er Jahre. Schlossähnlicher Grundriss. Als Messehalle geplant, heute Museum(s).
    Ich wollte nämlich nachfragen, was es mit dem unbeschriebenen „Bett“ zwischen Akademie und Ehrenhof auf sich hat. Mit einem verlegenen Lächeln bekam ich zu hören: „Joah, weiß ich jetzt auch nicht…“


    11) „Aurora“, Arno Breker, 1926. Muschelkalk


    12) „Frauengestalt 1“, Ernst Gottschalk, 1926. Bronze


    13) „Frauengestalt 2“, Ernst Gottschalk, 1926. Bronze

    Die beiden Skulpturen wurden zur „Metallspende“ 1942 abgebaut, allerdings nicht eingeschmolzen. Zwei weitere Skulpturen von Bernhard Sopher wurden bereits 1937 als „entartet“ entfernt und zerstört. Zwei Gedenktafeln erinnern an den ursprünglichen Standorten daran.


    14) „Solaris“, nach Stanislaw Lem
    „Ohne Titel“, Katharina Grosse (Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf), 2009.
    Acryl und GfK


    15) „Der aufstrebende Jüngling“, Georg Kolbe, 1930er Jahre.
    Komplizierte Geschichte.
    Kolbe gewann, vor Breker und Knubel (da isser wieder, der Knubel), einen Wettbewerb für ein Heine-Denkmal. Als es fertig war, hat man aus politischen Gründen (Heine war Jude), das Denkmal nicht aufgestellt. Erst 1949 wurde es am jetzigen Standort präsentiert.


    16) „Ohne Titel“, Ernst Hesse, 1988. Eisen.
    Ich hab übrigens noch ein paar MZ-Motoren. Daran hab ich mich bei der Skulptur erinnert.
    Da hat sie doch bereits einen Zweck erfüllt gehabt ;o)


    17) „Nashorn“, Johannes Brus, 2002. Bronze
    Die Passanten wollten partout nicht weichen. Die waren nämlich frisch verliebt und der Mann hat die Frau genötigt, sich so auf das Nashorn zu setzen. Das wollte sie nämlich zunächst gar nicht.

    • kreuzbube schreibt:

      Oha! Welch‘ ein Antritt! Normalerweise würde ich fragen „Ob er das durchhält?“ Dummerweise weiß ich aber, dass prieditis auf heimischem Pflaster noch so einige Siege erringen wird. Schöne Sachen sind dabei. Baumeister, Nashorn, auch Rolling Sun gefällt mir gut und auf Solaris hätte die Künstlerin mal selbst kommen können, wenn ihr ohnehin kein Name eingefallen ist.

      (Ein ist aber mal klar: Demnächst, in Holland, wenn da was am Wegesrand steht, dann führt der Punkt nur über meine Leiche…)

      *edit: Es hätte natürlich was gehabt, wenn sie den Breker dann als entartete Kunst hätten entfernen müssen.

      • prieditis schreibt:

        Der Breker hat dafür dann doch noch ein Denkmal für den Heine gebastelt. Für Norderney. Was haben die sich gefreut…

  23. randonneurdidier schreibt:

    Oha, Kreuzbube hat sich nach vorn geschoben! Da muss ich nachlegen:
    https://wordpress.com/page/randonneurdidier.wordpress.com/6606

    In Hobrechtsfelde habe ich den „Ursprung des Lebens“ entdeckt. Aus Rheinland-Pfälzischem Sandstein hat ihn der Kaltenbach gemeißelt. Und dann lehnte mein Endurace keck am Alten Fritz in Rheinsberg. Erst hatte ich vermutet, die Skulptur sei viel älter, wie es Friedrich dem Großen zukäme. Nein! 1903 erst hat sie Gottlieb Elster geschaffen.

    • kreuzbube schreibt:

      Der link führt bei mir leider ins Leere. Habe dann diesen Weg gewählt, um die schöne Skulptur von Kaltenbach zu entdecken:

      https://randonneurdidier.wordpress.com/artfahren/

      Für den Kronprinzen gibt’s leider keinen Punkt. Politiker jeglicher Couleur haben wir ausgeschlossen und dazu wollen/müssen wir auch die Herrscher zählen. Andernfalls haben wir zu Hauf‘ Denkmäler für Kaiser und König & … Bismarck.

  24. prieditis schreibt:


    1) Säulenheiliger „Geschäftsmann“, von Christoph Pöggeler (keine Jahresangabe)
    Düsseldorf


    2) Keine Angaben gefunden. Ich warte noch auf eine Antwort des Kulturamtes.
    Die Plastik befindet sich zwischen der Kunstakademie und der Tonhalle, vor dem U-Bahn-Haltepunkt in Düsseldorf.
    Ich vergebe derweil den Titel, vonwegen der Nähe zur Akademie: „Studioso deligens“, neben der Plastik lag auch eine Weinflasche (leer).


    3) Die vermutlich zur obigen Plastik gehörenden Sicherungssprossen fand ich dann in Neuss-Vogelsang. Trotz intensiver Recherche blieb der Schöpfer des Werkes „Die Befreiung des vegan ernährten Säuglings von den Gängellatten“ anonym. Eigentümer ist zweifelsfrei die Stadt Neuss, 2016
    [Ja, ist gut, ein Spaß wars gewesen! Es passte halt so gut zur vorherigen Plastik ;o) ]


    4) „Sitzender Jüngling“, von Lenore Gerber-Sporleder (1912-2006), 1976
    Meerbusch
    Informationen zur Künstlerin:
    http://frauengeschichtsverein.de/frauenwiki/index.php/Lenore_Gerber-Sporleder

    • kreuzbube schreibt:

      Das sind dann zwei weitere Punkte für das Bemühen, wieder zum Spitzentrio aufzuschließen. Die Düsseldorfer Litfaßsäulen mag ich sehr. In Berlin gibt es eine Bronze in Gestalt einer Litfaßsäule als Denkmal für den Herrn Litfaß. Den Punkt müsste ich mir eigentlich mal holen…

  25. kreuzbube schreibt:

    Ich schiebe mal den Lenker nach vorne:

    „Sitzende“, Alfred Thiele, 1939. Thiele war in Leipzig viel beschäftigt, von Skulpturen über Fassadengestaltung bis hin zu Friedhofsplastiken umspann seine Schaffenszeit das Kaiserreich, die Weimarer Republik, das 3. Reich und die DDR. Standort der (eher langweiligen) Sitzenden ist im Park der Herfurthschen Villa in Markkleeberg.

    Nach dem gestrigen Krafttraining stand heute bewusst langsamstes Beinelockern auf dem Programm. Dabei lässt es sich umso besser Witterung aufnehmen. Die „Torsi“ von Roland Wetzel aus dem Jahr 1988 fand ich unter der Fahrbahn der B2 von Leipzig in Richtung B95/Borna.

    Es bleibt für heute bei zwei Punkten, auch wenn ich noch mehr entdeckt habe. An der Zuschreibung scheitert es, weshalb ich mal gleich einen befreundeten Kunstsammler angefixt habe, auf dass er mir auf die Sprünge helfe. Gut möglich, das ich demnächst nachlegen kann.

    • prieditis schreibt:

      Ja, das ist wirklich häufig kompliziert. Was ist das und von wem… Da gibt es so Vordrucke beim Ordnungsamt, Anzeigen gegen Verstoß zur Kennzeichnungspflicht, oder so ähnlich…

      • kreuzbube schreibt:

        Es ist wie verhext. Zu einer Bronze bin ich nun schon dreimal hingefahren, in der Hoffnung, doch einen Hinweis übersehen zu haben. Sie trägt nur einen Stempel der Gießerei, vielleicht komme ich darüber noch weiter.

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